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Kirche und Digitalisierung: Vom Luxus, bezahlte Panik haben zu dürfen

Warum es nun unmöglich ist, im Ehrenamt kirchenpolitische Versäumnisse der letzten Jahre aufzufangen

Vorbereitungen für die Online-Vesper mit Bischof Dr. Franz Jung (Bistum Würzburg)


Post auf Facebook und Twitter am 25.03.2020

Liebe Follower,
ich muss da mal was loswerden:
Dass nun viele kirchliche Angestellte ziemlich aufgeschmissen sind und händeringend nach digitalen Lösungen suchen, kann ich verstehen. Ich kann auch verstehen, dass viele nun direkt an mich denken und mich um Hilfe im Videoschnitt oder für Livestreaming ersuchen.

Vergesst bitte nicht, dass ihr in der luxuriösen Situation seid, in eurer Arbeitszeit (!) aufgeschmissen sein zu dürfen! Bei mir ist das leider anders. Meine und unsere Bemühungen, als Online-Community Unterstützung etwa durch kirchliche Stellen zu erhalten, sind (übrigens seit 2014 (!)) weitestgehend ins Leere gelaufen, weil sich niemand wirklich zuständig fühlte oder die Notwendigkeit des Anliegens erkannte.

Als Student ist es mir trotz laufender Kosten nicht möglich, nebenher in Teil- oder Vollzeit zu arbeiten und die aktuelle Situation führt auch bei mir durch entfallende Chorproben und Gottesdienste zu persönlichen Einschnitten. Daher muss ich schon seit Jahren - und insbesondere jetzt - durchaus klug austarieren, wo ich meine Ressourcen wie investiere, um am Ende persönlich nicht auf der Strecke zu bleiben (und nein, hier geht es um keinen Luxus, sondern ganz banal um die Finanzierung von Wohnung, Strom, Wasser, Gas, Essen, Trinken, ...)



Ich bitte daher um Verständnis, dass es mir unmöglich ist, in meiner Freizeit nun auch noch den zahllosen Anfragen nachzukommen und vor allem, wie häufig gewünscht, in wenigen Sätzen auf WhatsApp oder mit einem Anruf "mal eben" jenes zu erklären, wofür wir und ich teils über Jahre Zeit des Erprobens und Entwickelns investieren mussten.

Wenn die nun aufgekommene Zeit gerade auch innerkirchlich dazu führt, die Notwendigkeit von digitalen Formaten zu erkennen, kann ich das nur nachdrücklich begrüßen. Dann sollte man aber im zweiten Schritt auch so ehrlich sein und zugestehen, dass die Digitalisierung nicht für ein "Vergelt's Gott" zu haben ist.

Euer Ludwig





Veröffentlicht: 26.03.2020

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