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Lingualpfeife

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Predigt von Weihbischof Dr. Christian Würtz

#LinguSpecialMeet / #Lingu31 in Freiburg

Weihbischof Christian während des Pontifikalamts in der Seminarkirche in Freiburg


Evangelium: Mt 4, 12-23

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
Ratz fatz, so schnell kann’s gehen, und schon ist man ein Jünger Jesu! Das könnte man beim ersten Hören des Evangeliums meinen. Denn wir sind eben Zeuginnen und Zeugen geworden, wie Jesus zwei Geschwisterpaare, die als Fischer am See von Genesareth arbeiten, scheinbar mit einem einfachen Zuruf von jetzt auf gleich in seine Nachfolge ruft.

Live-Mitschnitt der Predigt von Weihbischof Christian Würtz.

Ich muss gestehen, dass mir diese Bibelstelle lange Zeit eher fremd war. Dieses „Sofort“ und „Sogleich“, das da im Bericht über die Jüngerberufung steht, hat mich nicht nur immer wieder beeindruckt, sondern auch überfordert. Ich konnte lange Zeit nicht so recht nachvollziehen, wie vier junge Menschen von einem auf den anderen Augenblick ihr Leben radikal ändern, ihre Familie, ihren Beruf verlassen, um sich einem Menschen anzuschließen, der sie zu Menschenfischern machen möchte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die vier wirklich auch nur ansatzweise geahnt haben, was das heißt und welche Wendung ihr Leben in diesem Augen-blick genommen hat.

Je länger ich über diese Stelle jedoch nachdenke und je länger mein Berufungsweg selbst geworden ist, desto mehr habe ich freilich die Vermutung, dass diesem äußeren Geschehen bei allen vier ein längerer innerer Weg vorausgegangen ist und die Berufung nicht etwa einfach vom Himmel gefallen oder beim Vorbeigehen, en passant, geschehen ist.

Auch wenn das nicht ausdrücklich im heutigen Evangelium steht, so möchte ich einige weitere Gedanken einführen, ein wenig meine Phantasie spielen lassen. Vielleicht war es ja so, dass die vier schon zuvor von Johannes dem Täufer gehört hatten, dass sie vielleicht sogar den Weg auf sich genommen haben, um ihm bei seinen Predigten zuzuhören.

Sie haben seinen Ruf zur Umkehr vernommen und haben sich als äußeres Zeichen auch von ihm im Jordan taufen lassen. Aber dann sind sie wieder nach Kafarnaum zurückgekehrt, weil sie etwas enttäuscht waren, dass er doch nur ein Vorläufer eines Größeren war, der erst noch kommen soll. Sie haben vielleicht gespürt, dass ihr Leben so nicht unbedingt weitergehen kann, wenn es gelingen soll, aber wussten nicht so recht, wie sie den Ruf zur Umkehr umsetzen sollen.

"Fragenhagel" vorab: Zu Gast beim Konradblatt (Bistumszeitung der Erzdiözese Freiburg).

Dann hören sie auf einmal, dass da ein Jesus auftritt, der aus Nazaret stammt; dass Johannes ihn als denjenigen identifiziert hat, dem er den Weg bereitet soll; dass dieser Jesus nun dieselbe Bot-schaft weiterführt, dass er den Menschen als Botschaft zuruft: Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe!

Bei dieser Umkehr geht es nicht darum, wieder an einen Ort zurückzukehren, an dem man schon einmal war, sondern es geht zunächst um die radikale Abkehr von der Sünde, die ja immer ein Mangel an Liebe und ein Zeichen von Gottferne ist. Weiter bedeutet Umkehr dann die entschiedene und absolute Anerkennung Gottes. Er ist der einzige, der in der Lage ist, die Schuld zu vergeben, dem Menschen das Heil zu schenken.

Nun scheint tatsächlich die Zeit angebrochen zu sein, die Johannes angekündigt hat, die Zeit, in der das Himmelreich, das Gottesreich seinen Anfang nimmt, um immer mehr Gestalt anzunehmen, Wirklichkeit zu werden. Und dann zieht dieser Jesus auch noch in ihre Vaterstadt, nach Kafarnaum, an den See. Das wird in dem kleinen Gemeinwesen nicht verborgen geblieben sein.

Sie haben diesen Jesus sicherlich schon einmal zuvor gesehen, ihn vielleicht auch schon ein-mal in der Synagoge predigen gehört und dabei gespürt: dieser ist tatsächlich mehr als Johannes. Und nun spricht er sie an und ruft sie in seine Nachfolge, will er sie zu Menschenfischern machen. Hier wird deutlich: Umkehr bedeutet Hinwendung zu Gott und Nachfolge seines Sohnes.

Sowohl Jesus als auch die vier Neujünger wussten wohl von Anfang an, dass nun ein weiter Weg des Lernens und Wachsens, des Reifens und Verstehens vor ihnen liegt. Die Jünger waren nicht mit einem Schlag fertige Jünger. So, wie sie zuvor schon auf diese besondere Berufung vorbereitet wurden, so wuchsen sie fortan in das Jüngersein erst langsam hinein; auch wenn nun freilich ein wichtiger Schritt getan ist.

In den nächsten Monaten und Jahren erleben sie viel mit Jesus. Sie sehen, wie er mit den Menschen umgeht, sie hören, wie er in den Synagogen lehrt, wie er auf freiem Feld predigt und mit göttlicher Vollmacht die Botschaft vom Reich Gottes verkündet, sie erleben, wie er in der Einsamkeit betet und sind Zeugen der Wunder, die er wirkt, wie er Kranke heilt und Dämonen austreibt.

Immer wieder verstehen sie ihn dabei aber auch nicht. Manchmal kommt es auch zum Streit untereinander und Jesus muss sie deswegen tadeln. Vielleicht bekamen sie auch Heimweh, hatten sie die Nase voll von diesem ewigen Umherziehen und den Anfeindungen durch die Pharisäer und Schriftgelehrten.

Zum Schluss machen sie sich sogar aus dem Staub, Petrus verleugnet ihn sogar gleich dreimal. Aber sie werden auch zu Zeugen der Auferstehung, zu Zeugen, dass Jesus den Tod besiegt hat, dass er allen, die ihm nachfolgen, das ewige Leben schenkt. Und sie verkünden diese frohe Botschaft schließlich bis an die Grenzen der damals bekannten Welt und bezeugen sie mit ihrer Lebenshingabe.

Ludwig M. Jetschke zur Frage "Was ist eigentlich ein #LinguSpecialMeet?"

Jünger, so zeigen uns die Lebensläufe der vier Berufenen, fallen nicht einfach vom Himmel, werden nicht durch ein einziges Wort Jesu dazu, sondern Jünger wird man in einem lebenslangen Prozess, der freilich auch einmal ein entschiedenes Ja erfordert.

Das gilt vergleichbar für Menschen, die zur Ehe berufen sind. Sie sind ja auch nicht erst durch das Ja-Wort plötzlich miteinander verbunden. Diesem entscheidenden Ja geht ja auch ein mehr oder minder langer Weg voraus. Und dieser Weg ist nicht mit der Trauung abgeschlossen, sondern er geht weiter. Oft genug ist das ja ein Weg des Lernens, des Wachsens, des Reifens.

Ähnlich ist es etwa auch bei Priestern. Sie werden auch nicht mit auf einen Schlag zum Kleriker, sondern auch hier liegt ein Weg vor der Weihe, und es folgt danach ebenso ein weiterer Weg. Wie man Jünger Jesu nicht einfach durch einen Zuruf wird, sondern dies ein lebenslanger Prozess ist, so gilt das ebenso für die Eheleute oder die Priester.

An jedem von uns liegt es, diesen Weg immer weiter zu gehen, aber auch an entscheidender Stelle unser Ja zu sagen, so wie dies die vier Fischer im heutigen Evangelium getan haben.

Zuletzt noch eine Antwort auf die Frage, warum Jesus eigentlich gerade Fischer berufen hat. Er hätte ja etwa auch Hirten oder Schriftgelehrte berufen können. Diese Antwort gab ein Fischer während eines Bibelteilens in Südamerika: „Wer sich zu Land bewegt, baut eine Straße und asphaltiert sie. Dann wird er immer wieder diesen Weg benutzen. Ein Fischer aber sucht die Fische dort, wo sie sind. Deshalb sucht er jeden Tag einen neuen Weg. Ihm kommt es darauf an, die Fische ausfindig zu machen. Es kann ja sein, dass der Weg von gestern nicht zu den Fischen von heute führt.“

Pontifikalamt mit Weihbischof Christian Würtz in voller Länge.

Und damit sind wir in gewisser Weise bei der LinguCommunity, die sich heute hier getroffen hat. Jede und jeder einzelne von Ihnen habt sich von Jesus in Dienst nehmen lassen und geht mit ihm einen Weg der Jüngerschaft und lässt sich von ihm in Dienst nehmen. Sie gehen diesen Weg aber auch als Gemeinschaft. Dabei gehen Sie nicht den asphaltierten Weg, der immer schon gegangen wurde, sondern suchen vielmehr nach neuen Wegen, wie das Wort Gottes zu den Menschen gebracht und wie gemeinsam der Glaube gelebt werden kann.

Sie, die Sie sich bei der LinguCommunity engagieren und einbringen, haben erkannt, dass es immer neue Wege der Vernetzung und Verkündigung braucht, um die Botschaft vom Gottesreich zu den Menschen zu bringen. Sie nutzen die neuen Wege und Möglichkeiten, die das Internet bereithält, damit der Glaube gelebt werden kann. Damit stehen Sie, wenn man so will, in einer guten, ja, in einer apostolischen Tradition, die bis auf die ersten Jünger, die zuvor Fischer waren, zurückgeht. Dafür möchte ich Ihnen an dieser Stelle ganz herzlich danken. Vergelt’s Gott!

Das heutige Evangelium ermutigt uns, alle den Ruf Jesu anzunehmen und immer weiter auf dem Weg der Jüngerschaft voranzugehen, auf den wir in großer Vielfalt und Verschiedenartigkeit gerufen sind. Und es ermutigt uns wie Fischer, immer wieder neue Wege zu suchen, damit das Gottesreich zu den Menschen kommen kann.
Amen.




Veröffentlicht: 04.02.2020

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