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#DankeFraterAlois

Gedanken zum Thema WUNDER

Grab von Frater Alois Ehrlich O.Carm. nach der Feierstunde 2018


Zum Video: https://youtu.be/BFfGQ4plxx8

Liebe theresianische Schulfamilie,
verehrte Brüder des Konvents der Karmeliten,

es scheint mir im Bereich des Möglichen, dass mancher von Ihnen schon einmal die quälende Erfahrung gemacht hat, zurückzuliegen.

Da war dieses eine Gegentor. Man bangt und fiebert um den Ausgleich – wenigstens den Ausgleich! Damit überhaupt noch Hoffnung da ist. Die Uhr rast und es geschieht eine Panne nach der anderen.

Damit könnte man ziemlich treffend die Gemütslage beschreiben, die uns im Jahr 2015 ereilte, als wir von der geplanten Schließung des Theres erfuhren. Das Gegentor war bereits im Kasten – da wussten wir jedoch noch nicht einmal, dass überhaupt gespielt wird – und wenn ja: was eigentlich gespielt wird!

Erster Aufruhr, erste Aktionen, ja, auch ein gewisser Aktionismus. Immerhin: So quietschbunt hat man weder vorher noch nachher je das Theres zu Gesicht bekommen. Es war DAS Top-Thema. Plakate in oder besser an der Schule, Organisationsgruppen und Aufrufe im Internet: Da muss noch was gehen, das kann nicht der Schlussstrich gewesen sein!

Innehalten – Hoffnung schöpfen.

In all dem Trubel formte sich aber noch eine weitere Idee. Eher zurückhaltend, im Stillen. Es sollte keine Form der Demonstration und kein Protest sein – eher fern ab der Öffentlichkeit.
Ehrliches Gebet, ein stilles Zeugnis: Eine Rose für Frater Alois. Es war das Anliegen derer, für die das Theres immer auch ein Stück religiöse und kirchliche Heimat dargestellt hat. Derer, für die das Theres immer ein „mehr“, ein „darüber hinaus“ bieten konnte, die einst auf diese Schule kamen, um über einen Dienst in der Kirche nachzudenken.

Und das, wo es uns – so wurde es uns jedenfalls entgegen unseres eigenen Wissens zugetragen, eh angeblich längst nicht mehr geben würde. Die Zeit, in der am Theres Berufungen für das Priester- und Ordensleben gewachsen sind, sei nämlich längst vorbei.

Freilich seltsam, dass etwa im Jahr 2017 für die Bistümer Würzburg und Bamberg drei Priester geweiht wurden, von denen zwei am Theres waren und bis zum heutigen Tag Theresianer in der Priesterausbildung sind.
Seltsam auch, dieser Einwand sei mir hier gestattet, dass Laientheologen und Lehramtstudenten, von denen auch diverse namentlich zu nennen wären, offenkundig per definitionem keine relevante Kategorie in solchen Überlegungen darstellen.

Und dann kam der Alois-Ehrlich-Tag. Die Kirche war brechend voll, das Grab von Frater Alois übersät mit orangenen Rosen, versehen mit einem Gebetszettel um die Fürsprache zur Rettung der Schule und am meisten waren möglicherweise wir Organisatoren überrascht, dass gerade auch dieser geistliche Akzent, der bewusst fern ab aller Debatten stattfinden sollte, eine solche Resonanz finden konnte.

Dass Frater Alois bis heute von der Kirche nicht seliggesprochen werden konnte, hängt damit zusammen, dass bisher das kirchenrechtlich erforderliche Wunder nicht eingetreten ist.

Vielleicht ein bisschen trotzig habe ich damals schon angefügt: „Wir bitten Frater Alois um seine Fürsprache. Die Schule wird gerettet und die Karmeliten bekommen dafür einen Seligen mehr. Eine echte „win-win-Situation“!

Was hier anklingt, wirkt vielleicht für viele naiv und weltfremd. Gibt es immer noch trotz aller wissenschaftlicher Erkenntnis diese religiösen Traumtänzer, die auf einen „Deus ex machina“ warten, der aus dem Nichts erscheint, das Wunder vollbringt und wieder abzieht?

Mit diesem Bild können wir Christen leider nicht dienen – lassen wir es getrost im Reich der Phantasie. Was uns antreibt, ist das Vertrauen in einen Gott, der das Gute will. Der uns eine Perspektive aufzeigt und in seiner Gegenwart bestärkt, dann noch Zuversicht zu haben, wenn andere aufgegeben haben, dann noch die Hoffnung wach zu halten, wenn alles verloren scheint oder sogar dann noch Trost zu spenden, wenn alles in Trümmern liegt.

Wir haben diese Hoffnung, weil uns die Erfahrung mit diesem Gott lehrt, dass wir immer mit ihm rechnen dürfen, weil das völlig Unwahrscheinliche noch lange nicht unmöglich ist. Weil wir zahllose Male selbst erleben durften, dass Gott das Unheil zur aller Zeit wenden kann.
Ja, so eine Periode der Angst und Ungewissheit kann eine echte Durststrecke sein. Sie kann den Verlauf des Spiels derart beeinflussen, dass mancher das Feld verlässt oder verlassen muss, weil auch manches Foulspiel zu erdulden war.

Was war das nur für ein auf und ab in den zurückliegenden Jahren! Ein Wechselbad der Gefühle, in dem sich mehrmals berechtigte Hoffnung sprichwörtlich in allerletzter Minute zerschlagen hat.
In allerletzter Minute? Es gibt sie eben auch, die aller-allerletzte Minute.
Wir sind Christen, weil wir darauf vertrauen, dass sich auch in der 5. Minute der Nachspielzeit noch einmal das Blatt wenden kann.

Auch wenn jeder weiß, dass so etwas doch nie passiert. Oder?
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Anmerkung:
Am Abend vor dieser Feierstunde spielte die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der Vorrunde der Weltmeisterschaft gegen Schweden.

Die Mannschaft lag zunächst mit 0:1 zurück und kassierte nach ihrem zwischenzeitlichen Ausgleich infolge eines Foulspiels in der zweiten Halbzeit Gelb-Rot und spielte fortan in Unterzahl.

Ihren Siegtreffer zum 2:1 Endstand erzielte sie nach einem Freistoß in der 5. Minute der Nachspielzeit. Sprichwörtlich in letzter Sekunde.





Veröffentlicht: 28.06.2018

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